Patriotismus? Nein Danke

Chicken Nuggets, Zahnbürsten, Unterhosen, Gesichtstattoos … Deutschland ist überschwemmt von schwarz- rot – goldenen Produkten. Den Deutschen wird suggeriert, dass sie so “ihre” Mannschaft unterstützen, dass sie „ihr Land“ unterstützen. Nationalstolz ist wieder „cool“ und in der „Mitte“ der Gesellschaft angekommen. Viele sehen dies als Schritt aus der gefühlten Erbschuld des Nationalsozialismus hin zu einem „gesunden“ modernen Patriotismus.

Doch was heißt „gesunder Patriotismus“? Kann Patriotismus eigentlich gut sein? Patriotismus bezeichnet erst einmal nur die positive emotionale Verbundenheit zur eigenen Nation. Also Vaterlandsliebe und stolz. Doch die Frage ist, auf was ein*e Patriot*in stolz ist: Dass er*sie zufällig in Deutschland geboren ist und im Bezug zur WM, dass Deutschland das Geld hat Fußballspieler gut zu trainieren? Doch ob dieser Stolz Sinn hat oder nicht, ist in der Debatte eher nebensächlich.

Denn der eigentlich entscheidente Grund warum ich Patriotismus als Problem sehe, ist dass der Grad zwischen „ich bin stolz auf mein Land“ und „ich halte mein Land für etwas besseres“ sehr gering ist. Und wenn jemand schon mal verinnerlicht hat, dass sein „Heimatland“ besser ist als andere, ist der*die jenige schnell anfällig für rechte Parolen. Und auch das ist ein Grund warum PEGIDA und AfD so viel Zuwachs bekommen und inzwischen schon in das Bild von Deutschland gehören.

Vor allem 2006 und 2014 waren in dieser Entwicklung wichtige Jahre. 2006, als die, by the way, gekaufte WM in Deutschland stattfand, hat sich die Bevölkerung das erste Mal getraut, Deutschlandflaggen aufzuhängen. Davor hat man dies noch stärker mit rechten Gesinnungen verbunden. Diesen Zusammenhang sehen einige Politikwissenschaftler*innen und Soziolog*innen. So hat zum Bespiel der Nationalismusforscher Dario Brentin geäußert, dass die Wissenschaft davon ausgeht, dass der Erfolg der AfD ohne die Normalisierung des Patriotismus gar nicht möglich gewesen wäre. Und auch die WM 2014, der Gewinn der WM, haben das belegt. Mannschaft und Fans haben sich gefeiert und in mehreren Äußerungen als überlegen dargestellt. Doch damit oft vergessen, dass sportliche Ereignisse nichts mit den politischen und gesellschaftlichen Errungenschaften und der Bevölkerung zu tun haben. Die Fußballmannschaft hat gewonnen, nicht die Nation.

Natürlich ist nicht jeder Fußballfan Nationalist*in. Aber es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es etwas mit der Gesellschaft macht, wenn sich die alltägliche Umgebung in schwarz – rot – gold verwandelt.